Heute mal etwas zum Thema Abgrenzung. Abgrenzung besteht aus den Wörtern „Ab“ und „Grenze“. (Ab, also von mir weg, und Grenze, gleich mein Territorium hier, Deins da…).
Abgrenzen kannst Du Dich nur, wenn Du a) Dir selbst bewusst bist (=Selbstbewusstsein) und b) Du weißt, wofür Du Dich hergibst (=Selbstwert).
Wenn Du weißt, was Du willst, wohin Du willst und was Du kannst, bist Du wirklich in der Lage, einzuschätzen, wo Du in Deiner Welt stehst. Du hast ein Selbstbewusstsein entwickelt und weißt dementsprechend, was Du Dir selbst gegenüber Anderen bereit bist, zuzugestehen (=Selbstwert). Du weißt ziemlich genau, wo Du Deine Grenzen setzt, um nicht mehr nur den Anforderungen/Wünschen Deiner Außenwelt zu entsprechen (Siehe dazu auch meine Grafik auf Instagram). Das zum theoretischen Fundament der Abgrenzung.
Du kannst Dich nur abgrenzen, wenn Du Dir selbst bewusst bist und dieses Selbst Dir etwas wert ist…. Tust Du das nicht, oder kannst Du das nicht, so wie ich, bist Du prädestiniert für mindestens eine zukünftige Angst-/Panikstörung. Oder: wenn Du, vielleicht auch wider besseren Wissens, oder falscher Erziehung, Du selbst gar nicht weißt, was Du willst und nur den Wünschen Anderer entsprichst, hast Du ein großes Selbstwertproblem durch mangelnde Fähigkeit zur Abgrenzung. Im schlimmsten Fall treibt es Dich in eine Depression (dazu zähle ich auch Burnout).
Fehlender Selbstwert ist die Mutter aller psychischen Probleme
Gerade im Job, in dem man es zu etwas bringen möchte liegt die Gefahr, sich zu sehr auf die Wertschätzung, das Lob der anderen zu verlassen. Du verbiegst Dich, um zu gefallen, um aufzufallen, und um Erfolge zu erzielen. Solange Du dieses Spiel mitmachst und weißt, was Du tust, ist es in Ordnung. Du setzt Dir also Grenzen. Sobald Du aber ansatzweise bemerkst, dass Du denkst Du musst das tun, um voranzukommen und es eigentlich gar nicht willst, oder sogar, noch schlimmer, schon weißt, dass Du es gegen Deinen Willen / Deine Einstellung tun musst(!) bist Du dabei, Deinen Selbstwert gegen Fremdlob und Fremdbestimmung auszutauschen. Du tust Sachen, die Dir eigentlich keinen Spaß machen, nur um anderen zu gefallen, bzw. Du denkst, Du musst sie tun, um voranzukommen…
Das geht bis zu einer gewissen Zeit gut. Gerade in der heutigen Arbeitswelt mit hohen Leistungsanforderungen, wenig Wertschätzung und brachialem Konkurrenzdenken um Arbeitsplätze, gehen viele über ihre Grenzen. Es erfolgt gerade bei Menschen mit geringem Selbstwert, die sich schlecht oder gar nicht abgrenzen können ein Ausverkauf der eigenen Werte / Überzeugungen gegen monetäre Belohnung. Viele Menschen stecken sehr viel Enthusiasmus bzw. ideelle Energie in ihre Arbeit, um die Sache voranzutreiben. Oft fehlt im Gegenzug die Wertschätzung der Vorgesetzten und es entsteht in Dir die Frage warum, man dies eigentlich noch weitermacht. Du hast den Zeitpunkt überschritten, bis zu dem Du Dich noch intern motivieren konntest. Man macht weiter, evtl. ohne Sinnhaftigkeit, dafür mit wesentlich mehr Kraftwaufwand, obwohl man eigentlich schon keinen Bock mehr hat. Man verpulvert seine Energie, um sich gegen seinen Willen/Verstand zur Arbeit zu schleppen. Manche Menschen merken, dass es Ihnen nicht gut tut und arbeiten weniger, oder wechseln ihren Wirkungsbereich.
Und dann kam ich
Menschen wie ich, denen vorgelebt wurde, sich voll und ganz der Sache zu widmen und ja durchzuhalten, haben diese Fähigkeit der Selbsteinschätzung und Abgrenzung nicht erlernt. Da sie sich selbst nicht (mehr) spüren, können sie auch keine klaren Grenzen mehr setzen. Ich hatte den Wunsch mich zu verändern, aber letztendlich nicht die Kraft es durchzuziehen. Der Job war gut dotiert, also weitermachen…! Ich verlor mich immer mehr im Durchhalten, verleugnete und beutete mich immer weiter aus, bis der Zusammenbruch mich abrupt aus dem Hamsterrad schleuderte. Als ich schließlich als Häufchen Elend in der Tagesklinik gefragt wurde, was denn meine ganz eigenen Wünsche / Bedürfnisse sind, folgte langes Schweigen. Ich überlegte fieberhaft und fühlte in mich hinein… Da war nichts..!! Nix!! Ich hatte mich komplett „entindividualisiert“. Diese Erkenntnis traf mich wie ein Donnerschlag und zog mir den Boden noch mehr unter den Füßen weg. Du sitzt hier wie eine leere Hülle. Das hat mich zutiefst erschrocken. Ich war in keinster Weise mehr ich selbst, habe nur noch wie eine Flipperkugel, die Erwartungen / Aufgaben der anderen erfüllt…. Ich habe mich nie abgrenzen können! Aber im Nachhinein hatte ich jetzt ein Ziel, an dem ich arbeiten konnte und immer noch arbeite. Finde Dich selbst, dann kannst Du Dich auch abgrenzen. Die ersten Wochen nach der Krise wusste ich mit mir nichts anzufangen. Keine Impulse von außen, von innen konnte ja nichts kommen. Mittlerweile spüre ich mich wieder, habe euch auch schon Ideen, in welche Richtung mein Weg geht. Aber das ist noch ein langer, beschwerlicher Weg, den keiner auf sich nehmen solltet.
Also!
Hört auf Euch! Sagt eher „Nein!“, wenn Ihr etwas nicht tun wollt, aber gleichzeitig denkt Ihr müßt. Laßt Euch nicht das Leben von externen Faktoren, Erwartungen diktieren, bleibt Euch selbst treu. Menschen, die nicht „Nein!“ sagen können, können sich nicht abgrenzen und laufen Gefahr sich für andere zu verlieren. Seid Euch selbst und Euren Bedürfnissen bewußt und nehmt Euch dabei ernst. Die Welt geht nicht unter, wenn Ihr „Nein!“ sagt. Nein sagen heißt sich abgrenzen. Für Dich und Dein leibliches und seelisches Wohlergehen..!!
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